Was ich selbst tun kann

Bewegung und Sport bei Krebs

Immer mehr Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass körperliche Aktivität, auch schon während der Erst-Therapie und  nach Abschluss der Behandlung die Prognose einer Krebserkrankung  deutlich verbessert. Dabei gilt  genau wie in der Krankheitsvorbeugung (Primären Prävention), dass leichte bis moderate Anstrengung sehr wirksam ist.

Freude am Leben – Bewegung und Sport für Krebsbetroffene

Die Molekularbiologin Elizabeth Blackburn, Nobelpreisträgerin 2009, hält Bewegung für „die einzige Wunderwaffe gegen den körperlichen Verfall, die ich akzeptiere.“ Seit Jahren bemühen sich Wissenschaftler um den Nachweis, wie sich diese „Wunderwaffe“ zum Nutzen Krebsbetroffener einsetzen lässt. Über die Erkenntnisse aus den bisherigen Forschungen berichtete die Sportwissenschaftlerin Eva Maria Zopf vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin, Abt. Molekulare und Zelluläre Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln im Rahmen einer Veranstaltung des Förderkreises Tumorzentrum Aachen am 21. November 2011. Nachstehend geben wir die wesentlichen Erkenntnisse zum Thema Bewegung und Sport für Krebsbetroffene wieder.

Das Entscheidende vorweg: Es ist nachgewiesen, dass sich Bewegung und Sport günstig auf Heilung und Befinden auswirken.

Sich nicht zu sehr schonen

Die Diagnose Krebs ist ein einschneidendes Ereignis. Die Krankheit selbst und die Nebenwirkungen von Therapien führen häufig dazu, dass sich Betroffene sehr zurücknehmen und ihre Aktivitäten stärker einschränken, als es eigentlich notwendig wäre. Der damit verbundene Bewegungsmangel führt seinerseits wiederum zu unerwünschten Nebenerscheinungen wie Muskelabbau, Kreislaufproblemen oder einer weiteren Schwächung des Immunsystems.  Dagegen hilft, Bewegung gezielt einzusetzen. Diese  wiederum hängt u.a. von der Art der Therapie und ihren Nebenwirkungen und von den persönlichen Vorlieben der Betroffenen ab, denn die Bewegung soll auch Freude machen.

So wirken sich Bewegung und Sport positiv aus

In zahlreichen Studien wurde nachgewiesen,  dass Bewegung und Sport in vielfacher Weise Nutzen bringen:

Sie werden leistungsfähiger

  • Lymphödeme nehmen ab
  • Die Herzleistung nimmt zu
  • Es werden die Muskeln gekräftigt
  • Die vielfach beklagte Müdigkeit (sog. Fatigue) nimmt ab
  • Der Körper wird insgesamt kräftiger
  • Schmerzen werden reduziert
  • Angst und Depressionen nehmen ab
  • Schlafstörungen gehen zurück
  • Das Selbstwertgefühl nimmt zu
  • Zufriedenheit und Vitalität steigen

Sie fühlen sich besser

Sie gehen wieder lieber unter Menschen

Welcher Sport wird nun empfohlen?

Es gibt keine spezielle Empfehlung für den „einen“ Sport. Wichtig ist, er soll Freude machen. Hier einige Empfehlungen zum „Aussuchen“:

  • Ausdauersport ( z. B. Walking, Nordic Walking, Jogging, Radfahren, Schwimmen)
  • Wassertherapie (z.B. Gymnastik, Aquajogging, Schwimmen)
  • Wandern und Bergwandern
  • Kräftigungsgymnastik oder Krafttraining
  • Tai Chi, Yoga, Tänze, Step-Aerobic
  • Atemgymnastik
  • Muskelpumpe ( Brustkrebs)
  • Beckenbodenübungen (Prostatakrebs)

So viel Zeit sollten Sie sich schon nehmen

In verschiedenen Studien wurde erfasst, welchen Einfluss die Dauer der Körperlichen Aktivität auf das Krebsgeschehen hat. Zum Beispiel zeigte eine Studie an rund 3000 Brustkrebspatientinnen, deren Verhalten über 15 Jahre hinweg beobachtet wurde, folgendes: Patientinnen, die mehr als drei Stunden in der Woche Walking oder einen ähnlichen Sport betrieben, hatten  eine 26 – 40% höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als weniger aktive Patientinnen. (Holmes 2005)

Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine Studie an rund 2700 Prostatakrebspatienten, die über 18 Jahre lang nachbeobachtet wurden. Mindestens 90 Minuten pro Woche zügiges Gehen senkte das Gesamtsterblichkeitsrisiko um 46%. Wer mehr als drei Stunden in der Woche intensiv körperlich aktiv war, senkte dieses um 49% und das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben um 61%. (Kenfield 2011)

Aus den Ergebnissen der verschiedenen Studien leiten  Wissenschaftler die Empfehlung ab:

  • 3 mal wöchentlich mindestens 30 bis 60 Minuten Bewegung.
  • Als ideal wird die Kombination von 2 mal wöchentlichem Ausdauertraining und 1 mal wöchentlicher „Gymnastik“ angesehen.
  • In allen Fällen sollten die Übungen etwas anstrengend bis anstrengend ausgeführt werden. Puls: ca. 180 Schläge minus  Lebensalter, maximal 150 Schläge.

Aktiv werden und Mitmachen ist angesagt

Eine große  Zahl von Sportarten kann allein betrieben werden. Wer gerne in einer Gruppe und unter Anleitung üben möchte, für den gelten die folgenden Hinweise:

Die Krebsberatungs- und Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen Aachen e.V.
Lütticher Str. 10, 52064 Aachen
Tel.: 0241/474880; www.krebsberatungsstelle.de

informiert über 10 Sportangebote in der Tumornachsorge in Aachen und in der Städteregion. Bei diesen Angeboten handelt es sich um Rehabilitationssport, den die Krankenkassen bezuschussen (50 Sporteinheiten in 18 Monaten). Rehabilitationssport wird vom Arzt auf Muster 56 verordnet und ist der Krankenkasse zur Genehmigung einzureichen.

Wenn Sie sich über die Angebote an Rehabilitationssport informieren möchten, klicken Sie bitte hier: Sportangebote in der Tumornachsorge (PDF)

Das Netzwerk „Bewegung gegen Krebs und alles was krank macht“ bietet an 16 Orten in Aachen und Umgebung Möglichkeiten, mit Gleichgesinnten Sport zu treiben. Welche Sportarten wo angeboten werden sowie Kontaktadressen erfahren Sie, wenn Sie hier klicken: Vereine der Initiative „Bewegung gegen Krebs und alles, was uns krank macht“ (PDF)

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthochschule Köln  hat sich der Verein „Über den Berg e.V.“ gebildet, der insbesondere Natursportprojekte wie Wanderungen und Radtouren durchführt.

Zum Beispiel wurde bereits vier Mal der 800 km lange Jakobsweg in 6 – 7 Wochen erwandert oder eine Mittelmeer-Radtour (1400 km in 5 Wochen) durchgeführt.

Info: Über den Berg e.V. c/o Klaus-Dieter Kuritz, Köln (Telef.: 0152/05959785; Mail: ueberdenberg {at} gmx(.)de; www.über-den-berg-ev.de

Informationen zu Studien und Projekten gibt es bei Eva Maria Zopf, Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin Abt. Molekulare und Zelluläre Sportmedizin, Köln. (Telef.: 0221/4982-4821; Mail: e.zopf {at} dshs-koeln(.)de

Literatur zu dem Thema Bewegung und Krebs:

Bewegungstherapie und Sport bei Krebs – Leitfaden für die Praxis; Baumann/Schüle; 2008;  Deutscher Ärzteverlag

Die Macht der Bewegung; Baumann; 2009; Irisiana Verlag

Sport und körperliche Aktivität in der Onkologie; Baumann/Jäger/Koch; 2012; Springer Verlag

Ernährung und Krebs

Wenn Sie an Krebs erkrankt sind,  ist eine gesunde Ernährung (mediterrane Kost) wichtiger Baustein für Ihre Genesung und Ihr Wohlbefinden, aber auch für eine verbesserte Lebenserwartung. Mehr Informationen finden Sia auch im Artikel “Dietary Patterns and Breast Cancer Recurrence and Survival Among Women With Early-Stage Breast Cancer” (PDF).

Was genau ist mediterrane Ernähung? (homepage pioppi)

Für Vitamin-Supplemente und andere Nahrungsergänzungsmittel ist ein Zusatz-Nutzen zweifelhaft. Mehr noch: Aktuelle Studienergebnisse zeigen, dass die Zufuhr von hochdosierten Vitamin A, E, und Selenpräparaten  die Prognose von Krebserkrankungen verschlechtern (Klein et al. JAMA 2011; Vitamin E and the Risk of Prostate Cancer).

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