Wir möchten, dass Sie gesund bleiben:
Primäre Prävention
Was sind gesundheitsfördernde Bedingungen?
Wir treten für die regionale und überregionale Umsetzung der Bevölkerungsstrategie zur Verringerung der Risiken für cronische Erkrankungen (non communicable dieases, NCDs) und ihrer Folgen ein.
Entgegen der allgemeinen Auffassung, dass gesundheitsförderndes Verhalten nur eine individuelle Angelegenheit sei, vertreten wir gemeinsam mit anderen Institutionen die These, dass Gesundheitsförderung den gesetzlichen Rahmen, den öffentlichen Raum und die öffentliche Infrastruktur braucht, um das individuelle gesundheitsfördernde Verhalten zu ermöglichen und zu unterstützen. Gerade bei der Bekämpfung der nicht übertragbaren Erkrankungen (non communicable diseases, NCDs) wie Herz-Kreislauferkrankungen oder Krebs ist die von Geoffrey Rose begründete Bevölkerungsstrategie effektiver als die Hoch-Risiko-Strategie oder die Behandlung aufgetretener Erkrankungen, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem globalen Strategie-Programm zur Prävention und Kontrolle der NCDs darlegt.
Die gemeinsamen Risikofaktoren der NCDs sind: Tabakrauchen, fett-, salz- und zuckerreiche Ernährung, Bewegungsmangel und gesteigerter Alkoholkonsum. Diese Risikofaktoren werden nach Beaglehole et al. (2011) besonders begünstigt durch folgende soziale und ökonomische Faktoren:
Armut, Handelsabkommen, Landwirtschafts- und Lebensmitteltransportpolitik, Finanzkapitalströme, Aktivitäten multinationaler Konzerne (Abb. 3). Bevölkerungsstrategie erfordert daher auch ein Umdenken in den genannten politischen und wirtschaftlichen Bereichen.
Diese Determinanten führen zur Vermehrung der Risiken für Herzerkrankungen, Schlaganfälle, Krebs, Diabetes und Chronische Atemwegserkrankungen, die Ursache vorzeitiger Todesfälle, Behinderung, Verlust von Produktivität, Steigerung der Gesundheitsausgaben und ökonomischen Wachstumsverlustes sind. Die WHO hat zur Bekämpfung der NCDs als weltweitem Problem aufgerufen (WHO global strategy for the prevention and control of NCDs 2008-2013).
Empfehlungen der WHO zur Bekämpfung der NCDs (2008-2013)
Tabakkonsum – Nichtraucherschutz
Die Reduktion des Tabakkonsums ist die wichtigste Einzelaufgabe der Präventivmedizin zur Verhinderung der Entstehung von NCDs. Mit ihrer Framework Convention on Tobacco Control (FCTC) hat die Weltgesundheitsorganisation das erste internationale Rahmenabkommen zum globalen Gesundheitsschutz aufgelegt, dem mittlerweile 120 Staaten beigetreten sind. Die FCTC verpflichtet die Länder, Gesetze zum Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz, in öffentlichen Gebäuden und Plätzen oder in Gaststätten zu erlassen, Sponsoring und Spenden der Tabakindustrie zu ächten, keine Annahme von Forschungs- oder Stiftungsgeldern der Tabak- oder mit ihr kooperierenden Industrien durch Universitäten zu tolerieren und insbesondere Kinder und Jugendliche vor einer frühen Tabakabhängigkeit zu bewahren durch die Erhöhung der Tabaksteuern. Die Landesregierung in NRW unternimmt aktuell einen neuen Anlauf, das bisher unzulängliche Nichtraucherschutzgesetz in NRW zu novellieren. Als Vorbild für einen effektiven Nichtraucherschutz sei hier die 2010 in Bayern von der Bevölkerung in einem Volksentscheid erzwungene Gesetzesänderung angemahnt (link) . Wie Geoffrey Rose richtig sagt: wenn die wirklichen Ursachen beseitigt sind, ist individuelle Veranlagung nicht mehr von Bedeutung (Abb. 4)
Corporate Power and Social Policy: The Political Economy of the Transnational Tobacco Companies (PDF)
Ernährungsmuster
Bedeutung der mediterranen Kost
Der zu hohe Konsum von Fett, Salz und Zucker kennzeichnet die in den Industrienationen und Schwellenländern mehr und mehr verbreiteten industriell gefertigten Nahrungsmittel und das durch sie geprägte zeitgenössische Ernährungsmuster. Die deutlich sichtbaren Auswirkungen: eine weltweite Epidemie von Übergewicht und seinen Folgen: Rechtsverschiebung der Bevölkerungsverteilungskurven von Blutzuckerspiegeln, mittleren Blutdruckwerten und Gesamt- bzw. LDLCholesterinwerten und damit zu einer Zunahme der Risken von NCDs.
Dem gegenüber wird durch das mediterrane Ernährungsmuster mit viel frischem Obst und Gemüse, wenig Salz (<6g/Tag), wenig rotem Fleisch, wenig gesättigtem Fett, sondern einfach ungesättigtem Olivenöl bzw. Rapsöl, Fisch, wenig gesalzenem Brot und moderatem Alkoholkonsum die Bevölkerungsverteilungskurve der Risikofaktoren nachweislich nach links verschoben und die Sterblichkeit an NCDs gesenkt.
Die Hauptstadt der mediterranen Ernährung liegt in Süditalien, in dem kleinen Ort Pioppi, in dem die Pioniere der 7-Länder Studie, Ancel und Margeret Keys und Jeremiah und Rose Stamler, über viele Jahrzehnte forschten und lehrten und die mediterrane Ernährung in das Zentrum der präventivmedizinischen Bevölkerungsstrategie rückten.
Bewegungsmangel
Die in der Lebens- und Arbeitsumwelt vorhandenen Angebote für körperliche Bewegung sind der Schlüssel für mehr Gesundheit und mehr gesunde Lebensjahre. Dabei ist es nicht der Leistungssport, sondern die tägliche bzw. regelmäßig 2-3 mal wöchentliche körperliche Bewegung wie schnelles Gehen, Nordic Walking oder Radfahren, die den Unterschied ausmacht. Treppensteigen statt Fahrstuhl oder Rolltreppe nehmen, den Arbeits-/Schulweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen, vor dem Schlafengehen noch einen 30minütigen Spaziergang machen sind alltägliche Gelegenheiten, dem Risiko des Bewegungsmangels entgegen zu treten. Angenehme Nebeneffekte: unser Gehirn arbeitet nachweislich besser, wir verlieren leichter Gewicht, wir können uns länger konzentrieren und nachts wieder durchschlafen, unsere Blutdruckwerte sinken und wir werden weniger krank.
Gesteigerter Alkoholkonsum
Für die Prävention von NCDs ist ein moderater Alkoholkonsum (<30 g/Tag für Männer und <20g Tag für Frauen) förderlich. Jedoch ist zu beachten, dass Alkohol von der International Agency for Research on Cancer (IARC), einer Unterorganisation der WHO, als krebserregend eingestuft wurde (IARC 2007) Abb. 5. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebs gilt nach Erkenntnissen der IARC für Krebserkrankungen des Nasen-Rachenraums, der Mundhöhle, des Kehlkopfes und der Speiseröhre, der Leber, der weiblichen Brust und des Dick- und Mastdarmes. Dabei wirkt sich der gleichzeitige Konsum von Alkohol und Tabak sehr ungünstig aus (Abb. 5).
Daher forderte der damalige Direktor der IARC, Dr. Pater Boyle: „Wenn Sie Alkohol trinken, dann bitte in moderater Form (<50g/Tag) und Sie sollten sicherlich unter keinen Umständen Tabak rauchen.“